Studie zur Zufriedenheit im Job bei Pflegekräften

Pflegekräfte und Auszubildende in der Pflege wünschen sich im Beruf nicht nur eine angemessene Bezahlung und mehr Kolleginnen und Kollegen. Sie wollen auch mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung, verlässliche Dienstpläne und mehr digitale Unterstützung sowie Entlastung im Arbeitsalltag. Arbeitsklima und Führungsstil von Vorgesetzten betrachten viele als deutlich verbesserungswürdig. Das sind Ergebnisse einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit zur Arbeitsplatzsituation in der Akut- und Langzeitpflege, die anlässlich des Tages der Pflegenden veröffentlicht und mit Vertreterinnen und Vertretern aus Praxis, Wissenschaft und Politik diskutiert werden.

Der Wunsch nach einer angemessenen Bezahlung, einer am Pflegeaufwand ausgerichteten Personaldecke und einer besseren digitalen Ausstattung ist berechtigt. Ökonomische Zwänge bestimmen den Alltag der Menschen zu stark. Der Mensch und die Zuwendung müssen auch Zeit und Platz haben. Niemand will im Akkord arbeiten. Erst recht nicht in der Pflege. Wir haben die Bezahlung auf Tarifniveau in der Langzeitpflege zur Pflicht gemacht. Jetzt müssen die Arbeitsbedingungen besser werden. Wir treffen klare bundeseinheitliche Vorgaben zur Personalbemessung und digitalisieren das Gesundheitswesen. Damit nehmen wir Druck von den Pflegenden. Aber auch die Arbeitgeber müssen mehr tun, um Fach- und Hilfskräfte zu halten. Pflegekräfte brauchen Wertschätzung, Mitspracherechte, ein respektvolles Arbeitsklima und Rücksicht auf ihre familiäre Situation.

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach

Die Arbeitsplatzstudie des BMG

Um die Fachkräftesituation in der Pflege zu verbessern und mehr Menschen für den Pflegeberuf zu begeistern, sind attraktive Arbeitsbedingungen von entscheidender Bedeutung. Doch häufig wird der Pflegeberuf als wenig attraktiv wahrgenommen. Um Gründe zu ermitteln, warum Pflegekräfte den Beruf verlassen und welche Punkte für mehr Zufriedenheit im Job sorgen, hat das BMG 2020 eine Studie beauftragt. Neben einer systematischen Literaturrecherche wurden mehr als 5.500 beruflich Pflegende und Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr befragt und teilweise einzeln interviewt. Damit ist es eine der größten Untersuchungen zu beruflich Pflegenden der vergangenen zehn Jahre. Die Befragten sollten differenziert ihren Arbeitsplatz der Zukunft skizzieren. Die Studie wurde in zwei Arbeitspaketen bearbeitet.

Arbeitspaket 1 mit dem inhaltlichen Schwerpunkt „Analyse, Befragungen und Maßnahmenempfehlungen zum Pflegearbeitsplatz der Zukunft“ wurde vom IEGUS – Institut für europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft GmbH gemeinsam mit der WifOR GmbH, der contec – Gesellschaft für Organisationsentwicklung mbH und der Ruhr-Universität Bochum erarbeitet.

Arbeitspaket 2 mit dem Auftrag zur „Entwicklung von Indikatoren zur Darstellung guter Arbeitsbedingungen in der Langzeitpflege“ wurde vom IGES Institut in Zusammenarbeit mit dem IAW Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e. V. und der Karla Kämmer Beratungsgesellschaft umgesetzt.

Die Ergebnisse der Studie in Kürze

  • Eine angemessene Bezahlung ist für nahezu alle Pflegenden ein zentraler Punkt für einen attraktiven Arbeitsplatz. Vor allem Berufsanfängerinnen und –anfänger und Auszubildende, aber auch Quereinsteigerinnen und -einsteiger erhoffen sich eine bessere Bezahlung.
  • Die Mehrheit der beruflich Pflegenden will einen digital unterstützten Arbeitsplatz. 80 Prozent der Befragten wollen etwa einen stabilen Internetzugang auf Arbeit. Die Einführung der elektronischen Patientenakte zur Unterstützung der Pflege wünschen ca. 75 Prozent. Auch eine elektronische Pflegedokumentation wird von einer deutlichen Mehrheit der Befragten gefordert. Wichtig ist den beruflich Pflegenden dabei eine gute Schulung im Umgang mit neuen digitalen Lösungen.
  • Für fast 90 Prozent der Befragten sorgt eine am tatsächlichen Pflegebedarf ausgerichtete Personalzusammensetzung für eine deutlich höhere Berufsattraktivität. Dass Hilfskräfte die Arbeit der Pflegekräfte unterstützen, wird von mehr als 80 Prozent der beruflich Pflegenden begrüßt. Ab dem 1. Juli 2023 gelten für vollstationäre Pflegeeinrichtungen bundeseinheitliche, an der Bewohnerstruktur und dem Pflegebedarf ausgerichtete Personalvorgaben.
  • Für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mehr Freizeit weniger relevant für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz als persönlich zugeschnittene Arbeitszeitmodelle, eine verlässliche Dienstplanung und eine flexible Kinderbetreuung. Die Befragten nannten zahlreiche mögliche Unterstützungsangebote, so eine Betriebskita (79 Prozent), eine Ferienbetreuung (76 Prozent), aber auch Abhol- und Bringdienste für Schul- und Kita-Kinder (58 Prozent) sowie eine Hausaufgabenbetreuung, die maßgeblich zur Entlastung beitragen könnten. Das BMG hat zur Unterstützung solcher Maßnahmen ein Förderprogramm ins Leben gerufen: Angebote von Arbeitgebern zum Beispiel zur Kinderbetreuung, aber auch zu anderen Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit, können mit bis zu 7.500 Euro jährlich bezuschusst werden.
  • So genannte „weiche Faktoren“ – die Stimmung im Team, Wertschätzung und Führungsstil der Vorgesetzten – haben häufig einen höheren Einfluss auf die Arbeitsplatzzufriedenheit als Bezahlung und Sachleistungen. Das gilt gleichermaßen für bereits im Unternehmen beschäftigte Kräfte als auch für mögliche Bewerberinnen und Bewerber. Bei Führungsstil und Wertschätzung durch Vorgesetzte bestehe aber, nach den Erkenntnissen der Studie, ein deutlicher Nachholbedarf. Auch häufige Personalwechsel in der Führungsebene sorgten demnach für eine geringere Zufriedenheit am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse zeigen: Arbeitgeber können schon heute viel tun, um beruflich Pflegende zu motivieren und an ihren Betrieb zu binden.